Ein modernes Hochhaus im Stadtzentrum, umgeben von Grünflächen und weiteren Gebäuden.
Die Zentrale der BayWa in München. (Quelle: Baywa)

Fachhandel 2025-11-27T11:58:14.030Z Baywa sieht sich auf gutem Weg

Die Baywa hat am 27.11 die Zahlen für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres bekannt gegeben und auch ein Update zur aktuellen Situation des Konzerns gegeben. Im Bereich Baustoffe habe man sich komplett neu aufgestellt und sei mittlerweile sehr kosteneffizient aufgestellt. Als Beispiele nannte CEO Dr. Frank Hiller im Rahmen eines Pressegesprächs die initiierte Reorganisation Einkauf und Produktmanagement mit dem Start eines neuen Einkaufsleiters und die Trennung von Betrieb und Vertrieb. „Wenn die Baukonjunktur wieder anspringt, dann hat das Segment Baustoffe das Potenzial der profitabelste Unternehmensbereich zu werden", so Dr. Hiller.

Die aktuellen Zahlen zeigen jedoch noch einen deutlichen Umsatzrückgang. Insgesamt verringerte sich der Umsatz im Segment Baustoffe in den ersten neun Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 17,9 Prozent auf 883,7 Millionen Euro (Vorjahr: 1,1 Milliarden Euro). Dabei macht sich vor allem der fehlende Zugang zu Ware, insbesondere im ersten Quartal 2025 bemerkbar. Geschäftsgelegenheiten, die sich dem Baustoffhandel zu Jahresbeginn boten, aber aufgrund von Liquiditätseinschränkungen im Zuge der Sanierung des Baywa-Konzerns nicht genutzt werden konnten, werden im Jahresverlauf nicht mehr aufzuholen sein, heißt es vom Münchner Unternehmen dazu. Zudem hätten Sortimentsanpassungen zugunsten margenstärkerer Produkte zu einem geringeren Umsatzvolumen geführt.

Sanierungsmaßnahmen über Plan

Bei der Umsetzung der operativen Maßnahmen liege man über dem Sanierungsplan, teilten Dr. Hiller und Michael Baur, zuständig für die Entwicklung und Umsetzung aller Restrukturierungsmaßnahmen, mit. Bislang seien ergebniswirksame Transformationsmaßnahmen mit einem EBITDA-Effekt in Höhe von nahezu 120 Millionen Euro umgesetzt worden, geplant waren 85 Millionen Euro. Damit liege die Baywa bei den Effizienzmaßnahmen 36 Prozent über dem Sanierungsplan.

In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2025 musste der Konzern mit 9,6 Milliarden Euro einen Umsatzrückgang von 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr hinnehmen (2024: 12,3 Milliarden Euro). Der wesentliche Teil des Rückgangs sei insbesondere auf planmäßige Maßnahmen zurückzuführen. Dazu gehöre unter anderem der Verkauf von Geschäftseinheiten wie der Raiffeisen Ware Austria (RWA) im Frühjahr 2025, der mehr als die Hälfte des Umsatzrückgangs erkläre. Hinzu kommen weitere Transformationsmaßnahmen, wie der Rückzug aus margenschwachem Geschäft, Sortimentsbereinigungen sowie die Schließung kleiner, unrentabler Standorte, war auf der Pressekonferenz zu hören. Vollständige Ertragskennzahlen könne man im dritten Quartal aufgrund von aktuell laufenden Neubewertungen von Projekten der auf erneuerbare Energien spezialisierten Beteiligung Baywa r.e. nicht ausweisen, hieß es.

Strategisches Zielbild 2028

Auf der Pressekonferenz ging der CEO kurz auf die Ursachen der Liquiditätskrise im Sommer 2024 ein. Aus heutiger Sicht habe das vorherige Management keine gute Arbeit geleistet. Es seien zu viele internationale Tochtergesellschaften mit heterogenen Geschäftsmodellen aufgebaut worden. Eine operative Integration zwischen den Einheiten habe aber nicht stattgefunden. Eine finanzielle Überlastung des Mutterkonzerns als Folge und unerwartet schwache Marktbedingungen in den Kernmärkten hätten die Krise verschärft. Der aktuelle Fokus liege auf dem umfassenden Transformationsprogramm, das gut voran komme. 2028 sehe man den Baywa Konzern als ein Unternehmen mit einem Umsatz von rund 10 Milliarden Euro, so Dr. Hiller. Man wolle „Klassenbester“ im genossenschaftlichen Umfeld werden.

Laufendes Ermittlungsverfahren

Die Aufarbeitung der Liquiditätskrise 2024 schreite voran, so der CEO. Die Baywa kooperiere mit der Staatsanwaltschaft München und unterstütze das im August 2025 eingeleitete Ermittlungsverfahren. Hintergrund: Die Staatsanwaltschaft prüft, ob die damaligen Vorstände im Jahresabschluss 2023 die Finanzlage des Unternehmens geschönt haben. Davon unabhängig läuft eine interne Aufarbeitung der Liquiditätskrise „mit Hochdruck“, betonte Dr. Hiller. Man wolle einen Kulturwandel im Unternehmen verankern. Ziel der internen Untersuchung sei es, die Krisenursachen zu identifizieren, die internen Abläufe und Prozesse zu verbessern, die Compliance-Kultur zu stärken und etwaige zivilrechtliche Regressmöglichkeiten zu sichern.

zuletzt editiert am 28. November 2025