Mit dem Ende der Kohleverstromung fällt spätestens 2038 der sogenannte REA-Gips als wichtige Rohstoffquelle weg. In der Konsequenz müsse wieder mehr Naturgips abgebaut werden, so der Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM) und der Bundesverband der Gipsindustrie (BVG) in einer aktuellen Mitteilung. Der Vorsitzende des Bundesverbands der Gipsindustrie, Thomas Bremer, fordert: „Bund und Länder müssen endlich konkrete Lösungsansätze präsentieren. Wir benötigen zusätzliche Planungsflächen, um die Rohstoffversorgung mit Gips in Deutschland weiter sichern zu können.“
Eine umfangreiche Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz habe ergeben, dass die Versorgung mit Gipsrohstoffen über die nächsten 25+Jahre gefährdet sei. Demnach kommen die Wirtschaftsprüfer zu der Handlungsempfehlung, dass im Rahmen des Wegfalls von REA-Gips wieder verstärkt Primärrohstoffe in Form von Naturgips eingesetzt werden müssen.
Einer Bestandsaufnahme der Staatlichen Geologischen Dienste zu Gipsvorkommen in Deutschland zufolge, sei der Rohstoff Gips hierzulande in großen Mengen vorhanden, teilen die Verbände mit. Könnten diese Vorkommen umweltschonend erschlossen werden, ließe sich die Versorgungslücke der Mitteilung zufolge langfristig schließen. Häufig werde die inländische Rohstoffgewinnung jedoch erschwert oder verhindert.
Deshalb fordern die Industrieverbände von jenen Bundesländern, in denen es nachweislich Naturgipsvorkommen gibt:
- Eine bedarfsunabhängige sowie langfristige Ausweisung neuer Flächen für die Naturgipsgewinnung in der jeweiligen Raumordnung.
- Die grundsätzliche Ausweisung von Flächen für die Gewinnung von Naturgips unter Tage durch die Berücksichtigung in der Raumordnung.
- Feste Regelungen für die umweltverträgliche Gewinnung von Gipsgestein auch in – für die Förderung der Biodiversität sinnvollen – Teilbereichen von Schutzgebieten.
- Die Fortschreibung der dafür notwendigen gesetzlichen Rahmenbedingungen.
Vor dem Hintergrund der im Koalitionsvertrag vereinbarten Ziele im Wohnungsbau, der steigenden Notwendigkeit energetischer Modernisierungen sowie des Ausbaus und Erhalts der Infrastruktur und erneuerbarer Energien werde der Rohstoffbedarf der gipsverarbeitenden Industrien bis 2040 realistisch mindestens auf dem hohen Niveau von rund 10 Millionen Tonnen verbleiben. Der VDPM-Vorstandsvorsitzende Christoph Dorn wird in der Mitteilung wie folgt dazu zitiert: „Fehlender Gips wird die Wohnungsbaupläne der Bundesregierung platzen lassen. Wir müssen dringend mehr Naturgips abbauen, andernfalls entsteht eine Versorgungslücke. Dafür braucht es die Unterstützung der Politik.“
Recycling-Gips könne die entstehende Lücke in der Rohstoffversorgung auf absehbare Zeit nicht füllen. Das liege vor allem an der begrenzten Menge recycelbarer Gipsabfälle, heißt es von den Verbänden. Um die Potenziale des Gips-Recyclings zu heben, müsse die Bundesregierung die dringend notwendige Rechtssicherheit für den Einsatz von Recycling-Gips herstellen. Aber selbst dann würde dies mengenmäßig nicht ausreichen, um den Wegfall von REA-Gips zu kompensieren, heißt es. Auch andere Baustoffe könnten den Bedarf nicht decken, wie eine Studie der Hochschule Rosenheim belege.