Rund 100 Teilnehmende kamen am 23. und 24. Juni nach Bremerhaven zur 74. Jahrestagung der Deutschen Bauchemie. Im Vorstand und in der Geschäftsführung des Industrieverbandes gab es personelle Änderungen. Durch das Ausscheiden des bisherigen Vorstandsvorsitzenden war diese Position neu zu besetzen. In einer hierzu eigens angesetzten Sitzung wählte das Gremium Andreas Collignon (Wacker Chemie) zum neuen Vorsitzenden. Das Amt als zweiter stellvertretender Vorsitzender übernahm Dirk Sieverding (Remmers), erster Stellvertreter bleibt wie bisher Joachim Straub (Sika Deutschland ). Neu in den Vorstand gewählt wurde Dr. Jörg Leuninger (DAW).
Das Ende einer Ära verkündete Collignon in seiner Rede: Norbert Schröter, seit mehr als 32 Jahren Hauptgeschäftsführer der Deutschen Bauchemie, wechselt Ende dieses Jahres in den Ruhestand. Neue Hauptgeschäftsführerin ist seit 1. Juli 2022 Ina Hundhausen, unterstützt durch die Geschäftsführer Martin Glöckner und Martin Ludescher und die Geschäftsstellen in Frankfurt und Brüssel (wir berichteten).
Im Mittelpunkt der Rede von Collignon hatte laut Mitteilung zuvor die schwierige Branchensituation vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges, der explodierenden Energiepreise, der Rohstoff- und Materialknappheit und der Probleme im internationalen Fracht- und Logistikmanagement gestanden. „Die substanziellen Voraussetzungen in unseren Mitgliedsunternehmen sind gut, die Auftragslage immer noch zufriedenstellend. Prognosen über die nähere Zukunft aber bleiben letztlich spekulativ, jedes aktuelle Ereignis im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg kann sehr schnell unabsehbare Folgen haben“, so der Vorstandsvorsitzende.
Schwerpunkte der künftigen Verbandsarbeit kommen der Mitteilung zufolge aus Brüssel, darunter das Thema „Green Deal“ der EU-Kommission. Die Deutsche Bauchemie habe hierzu ein Projekt aufgesetzt und budgetiert, um mit eigenen „Success-Stories“ den von der Europäischen Kommission initiierten Übergang zu einem resilienten, grüneren und digitalen Bausektor zu unterstützen. Die Revision der Reach-Verordnung und die geplante Überarbeitung der Bauprodukteverordnung beschäftigen die Verbandsgremien schon jetzt intensiv und das werde für die nächste Zeit auch so bleiben, heißt es.
Den Abschluss der Jahrestagung bildete wie immer der Vortragsteil: Dr. Christine Lemaitre, geschäftsführender Vorstand der DGNB, forderte in ihrem Vortrag „Nachhaltiges Bauen – Status und künftige Anforderungen“ ein systematischeres, daten- und faktenbasiertes Vorgehen beim Klimaschutz: „Wir müssen heute das Maximale tun!“ Prof. Dr. Norbert Berthold (Universität Würzburg) stellte die Frage „Der Staat expandiert, der Markt stagniert – Welche Chancen haben wir?“ und betonte darin die besondere Rolle der Wähler: „Sie wollen nicht weniger Staat und mehr Markt; sie wollen das Gegenteil!“ Deswegen sei ein Ende der staatlichen Expansion in unseren gesellschaftlichen Alltag nicht erkennbar.
Die 75. Jahrestagung der Deutschen Bauchemie ist für den 22. und 23. Juni 2023 in Schwangau geplant.